Sonne auf salziger Haut, das Rauschen der Wellen, goldene Buchten, Sand, der zwischen den Zehen knirscht. Ein Tag vergeht im Rhythmus des Meeres. Dann die andere Seite: klare Bergluft, Wiesen in sattem Grün, Gipfel wie gemalt, kaltes Quellwasser am Wegesrand. Ein Atemzug, der den Kopf frei macht. Küste oder Alpen? Hitze oder Frische? Blau oder Grün? Zwei Sehnsüchte, so unterschiedlich – und doch beide wie gemacht für diese eine, perfekte Auszeit in Italien.
Cala Violina (Toskana) – Sand, der klingt unter den Füßen
Zwischen Follonica und Punta Ala schmiegt sich eine Bucht an die Küste, wie gemacht für jene, die Stille suchen. Der Weg dorthin – ein schmaler Pfad, zwei Kilometer weit, gesäumt von Korkeichen und duftender Macchia. Zikaden singen, die Luft schmeckt nach Salz und Kräutern. Dann öffnet sich der Blick: strahlend weißer Sand, so fein, dass jeder Schritt ein leises Knistern freisetzt – wie Musik unter den Füßen. Cala Violina, benannt nach diesem Klang, wirkt wie aus einer anderen Zeit.
Kein Parkplatz in Sicht, keine Straße führt bis ans Ufer. Nur dieser Weg – und genau das bewahrt den Zauber. Das Wasser schimmert türkis, fällt sanft ab, lädt zum Treibenlassen ein. Im Sommer lebendiger, doch selbst dann bleibt der Lärm fern. Mai und September – leere Handtücher, weite Blicke, der Strand fast für sich. Ein Picknick im Schatten der Bäume, Sand auf der Haut, salzige Lippen. Der Tag vergeht langsam, so wie es sein soll. Wer den Abend abwartet, sieht die Sonne im Meer versinken – kein Applaus, nur Wind und Wellen.
Seiser Alm (Südtirol) – Größte Hochalm Europas
Gras, so grün, dass die Augen blinzeln. Wiesen breiten sich aus wie ein Teppich, gestickt mit Enzian, Alpenrosen, Wollgras. Dahinter: Schlern, Langkofel, Plattkofel – kantige Riesen, deren Felsen im Abendlicht glühen. 1.680 bis 2.350 Meter Höhe, 56 Quadratkilometer Weite, nichts drängt, nichts eilt. Holzscheunen ducken sich ins Gras, Heuhütten erzählen von Sommern, in denen Käse noch von Hand gerührt wurde. Wanderwege schlängeln sich sanft nach oben, mal vorbei an Kühen, mal an plätschernden Bächen. Mountainbiker rollen über Schotterpfade, im Winter gleiten Langläufer auf perfekt gespurten Loipen. Skifahrer ziehen Schwünge, doch nie Hektik, nie Trubel.
Straßen enden unten im Tal. Autos stoppen in Compatsch, danach Bus oder die eigenen Füße. Genau dieses Anhalten macht frei. Zwischen all dem: Designhotel Urthaler in Südtirol – Glas, Holz, Naturstein, kein Lack, kein Plastik. Räume, die atmen, Fenster, die Dolomitengipfel rahmen. Morgennebel zieht über die Alm, dann taucht die Sonne alles in Gold. Frühstück auf der Terrasse, Brot duftet, Butter glänzt. Tag beginnt langsam, so wie hier alles langsam ist.
Tonnara di Scopello (Sizilien) – Felsen, Thunfischfang und türkisblaues Meer
30 Kilometer westlich von Palermo, an der Küste bei Castellammare del Golfo. Die alte Tonnara di Scopello – einst Zentrum des Thunfischfangs, heute ein Ort, der Geschichte atmet. Seit dem 13. Jahrhundert standen hier Fischer im Morgengrauen bereit, zogen schwere Netze aus dem Wasser, brachten den Fang an Land. Heute ruhiger. Zugang nur gegen Eintritt, Besucherzahl begrenzt. Kein Massenansturm, kein Plastik, keine Musik. Nur Meer, Felsen und das Gefühl, in eine andere Zeit versetzt zu sein.
Felsen ragen wie Skulpturen aus dem Wasser. Kalkstein, zerfurcht vom Wind, von Salz. Taucherbrille aufsetzen: Unter Wasser schwimmen bunte Fische, Seeigel klammern sich an Steine, zwischen Seegraswiesen tummeln sich Krabben. Wer früh kommt, genießt den Vormittag fast allein. Ein paar Liegen stehen bereit, aber kein Vergleich zu überfüllten Stränden auf der Insel. Essen am besten vorab besorgen – in Scopello warten kleine Läden mit Arancini und Pane cunzato, belegtem Brot nach sizilianischer Art.

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Val di Rabbi (Trentino) – Stilles Tal im Nationalpark Stilfserjoch
Abzweigung vom Val di Sole, rund 45 Minuten von Male entfernt. Wälder breiten sich aus, Bergbäche rauschen, Wasserfälle donnern in die Tiefe. Val di Rabbi liegt mitten im Nationalpark Stilfserjoch und bleibt doch ein Geheimtipp für Ruhesuchende.
Bekannt seit dem 17. Jahrhundert: die Thermalquellen der Terme di Rabbi. Schwefelhaltiges Wasser, wohltuend für Kreislauf und Haut. Heute ein modernes Bad, eingebettet in die Natur. Wer den Puls lieber in Bewegung spürt: Wanderwege in alle Richtungen. Leichte Pfade führen entlang von Flüssen, steilere Routen ziehen hinauf zu Almen, wo Käse auf Holzbrettern reift. Über die Ragaiolo-Schlucht spannt sich die Ponte Sospeso – eine Hängebrücke, 100 Meter lang, 60 Meter über dem Boden. Unter den Füßen rauscht der Wildbach, vorne wartet der nächste Aussichtspunkt. Adrenalin für die einen, Genuss für die anderen.
Punta Aderci (Abruzzen) – Naturreservat am Adriatischen Meer
Ein Stück ursprüngliche Adriaküste, abseits von Ferienorten und Promenaden. Das Naturreservat Punta Aderci beginnt wenige Kilometer nördlich von Vasto und zieht sich über rund fünf Kilometer an der Küste entlang. Klippen fallen steil ab, unten funkelt das Wasser in allen Blautönen. Felder im Hinterland schimmern goldgelb, im Sommer weht der Duft von Weizen und Sonnenblumen herüber. Trabocchi, die alten Fischerplattformen aus Holz, ragen auf Stelzen ins Meer. Viele verlassen, einige restauriert – Erinnerung an die Zeit, als hier noch Netze ausgeworfen wurden.
Die Strände wechseln zwischen Sand und Kies. Spiaggia di Punta Penna lockt mit feinem Sand, Spiaggia di Libertini glänzt mit weißen Steinen und klarem Wasser. Naturbelassen, kein Lärm, keine Liegestühle, keine Kioske. Picknick im Rucksack, Müll wieder mitnehmen. Wege schlängeln sich oben an der Küste entlang, kurze Abstecher führen zu Aussichtspunkten. Badesachen einpacken – an heißen Tagen bietet das Meer die beste Abkühlung.
Val di Mello (Lombardei) – Granit und alpine Stille
Ein Seitental des Veltlins, südlich von Sondrio, etwa zwei Stunden von Mailand. Keine Straße führt ins Tal. Autos bleiben in San Martino stehen. Von dort ein Spaziergang entlang des Flusses Mello, etwa 40 Minuten, leicht und familienfreundlich. Der Gletscherbach leuchtet smaragdgrün. Granitfelsen, glattgeschliffen, glitzern in der Sonne. Natur pur. Wasserbecken, so klar, dass Steine auf dem Grund zählen leichtfällt. Kletterer schwärmen von den Granitwänden – Routen für Anfänger und Profis, international bekannt als Kletterparadies.
Wanderungen starten im Tal: Leichte Wege entlang der Mello, anspruchsvollere Pfade zu Hütten und Gipfeln. Berghütte Rifugio Mello serviert Polenta mit Almkäse, dazu ein Glas Hauswein. Übernachtung in rustikalen Hütten möglich. Abends Nebel, der sich langsam zwischen Felsen legt. Keine Straßenlaternen, kein Verkehrslärm – nur Natur und das Geräusch des Flusses.