Die Steiermark ist mehr als endlose Wiesen, idyllische Berge und uriges Landleben. Wer einen Urlaub in diesem Bundesland Österreichs plant, kann sich auf ungewöhnliche traditionelle Köstlichkeiten einstellen.
Geschichte und Kultur der steirischen Küche
Die kulinarische Geschichte der Steiermark ist ein Spiegelbild der reichen Traditionen und vielfältigen Einflüsse, die diese Region im Laufe der Jahrhunderte geprägt haben. Die Geschichte der steirischen Küche reicht weit zurück und ist eng mit der bäuerlichen Kultur der Region verbunden. In der Steiermark war die Landwirtschaft stets ein zentraler Bestandteil des täglichen Lebens. Die Bauern nutzten die vorhandenen Ressourcen und entwickelten aus lokalen Zutaten nahrhafte Gerichte, die nicht nur sättigend, sondern auch geschmacklich ansprechend waren.
Ein charakteristisches Merkmal der steirischen Küche ist die Verwendung regionaler Zutaten. Die fruchtbaren Böden und das milde Klima der Steiermark bieten ideale Bedingungen für den Anbau von Gemüse, Obst und Getreide. Typische Zutaten wie Kürbisse, Käferbohnen, Äpfel und Buchweizen finden sich in vielen traditionellen Gerichten wieder. Das berühmte steirische Kürbiskernöl, das aus den Kernen des steirischen Ölkürbisses gewonnen wird, ist ein Paradebeispiel für die Nutzung regionaler Produkte. Die Steiermark liegt im Herzen Europas und grenzt an Slowenien und Ungarn. Diese geografische Lage hat dazu geführt, dass die steirische Küche auch kulinarische Einflüsse aus diesen Nachbarregionen aufgenommen hat.
Sulmtaler Hendl
Das Sulmtaler Hendl ist eine alte, traditionelle Hühnerrasse, die vor allem in der Steiermark gezüchtet wird. Bekannt für ihren außergewöhnlichen Geschmack, zeichnet sich das Fleisch des Sulmtaler Hendls durch seine besondere Zartheit und Saftigkeit aus. Diese Hühner haben eine langsame Wachstumsrate, was zu einer festeren Fleischstruktur und intensiveren Aromen führt. Das Sulmtaler Hendl gilt daher als echte Delikatesse und ist ein Highlight der steirischen Küche.
Der Ursprung des Sulmtaler Hendls liegt – wie der Name vermuten lässt – im Sulmtal. Diese Hühnerrasse hat eine lange und bedeutende Tradition, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Ursprünglich war das Sulmtaler Hendl ein fester Bestandteil der bäuerlichen Haushalte und wurde sowohl wegen seines schmackhaften Fleisches als auch seiner Eier geschätzt. Die Zucht des Sulmtaler Hendls basiert auf strengen Kriterien, um die Qualität und Reinheit der Rasse zu bewahren. Diese Hühner werden artgerecht gehalten und ernähren sich von natürlichen Futtermitteln, was sich positiv auf den Geschmack und die Fleischqualität auswirkt. Heute ist das Sulmtaler Hendl nicht nur in der Steiermark, sondern auch in Feinschmeckerkreisen weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt.
Traditionell zubereitet wird das Sulmtaler Hendl mit einer Füllung aus Rosmarin, Thymian, Petersilie, Knoblauch und Zitrone. Das Hendl wird erst in einer Pfanne von allen Seiten angebraten und anschließend im Backofen fertig gegart. Das Sulmtaler Hendl passt hervorragend zu klassischen Beilagen wie Kartoffelknödeln, gebratenem Gemüse oder einem frischen grünen Salat. Auch ein knuspriges Bauernbrot ist eine ideale Ergänzung.
Steirischer Harzer
Der Steirische Harzer ist ein fermentierter Käse, der sich durch sein starkes Aroma und seine feste Konsistenz auszeichnet. Dieser Käse ist besonders bei Käseliebhabern beliebt, die kräftige und würzige Aromen schätzen. Der Steirische Harzer hat eine gelbliche bis orange Farbe und eine feste, fast bröckelige Textur. Der Geschmack ist intensiv und leicht säuerlich, was ihn zu einer besonderen Delikatesse macht. Der Steirische Harzer passt hervorragend zu einem rustikalen Bauernbrot oder frischem Vollkornbrot.
Auch in Kombination mit einem kräftigen, dunklen Bier oder einem Glas steirischem Weißwein entfaltet er seinen vollen Geschmack. Besonders hervor sticht der weiße Sauvignon Blanc, der die meistangebaute Rebsorte der Region ist. Über 80 Prozent der Weinanbaugebiete der Steiermark entfallen auf Weißweine, nur 20 Prozent auf Rotweine. Nach dem Sauvignon Blanc folgen der Welschriesling und der Weißburgunder im Ranking der meistangebauten Rebsorten.
Ursprünglich wurde der Steirische Harzer von Bauern hergestellt, die Sauermilch zur Käseproduktion verwendeten. Die Milch wurde durch Milchsäurebakterien gesäuert und anschließend mehrere Wochen gereift, um den charakteristischen Geschmack zu entwickeln. Diese Methode der Käseherstellung ist seit Jahrhunderten unverändert und wird bis heute in vielen kleinen Käsereien der Region praktiziert. Durch seine lange Haltbarkeit und den intensiven Geschmack war der Harzer ideal für die Vorratshaltung. Auch heute noch ist der Harzer Käse ein wichtiger Bestandteil der steirischen Küche und wird auf Märkten und in Spezialitätengeschäften der Region angeboten.
Schwarzbeernocken
Schwarzbeernocken sind ein köstliches, süßes Gericht aus der steirischen Küche, das besonders zur Heidelbeersaison zubereitet wird. Dieses Dessert besteht aus kleinen Nocken, die aus einem Teig aus Mehl, Eiern und Milch sowie frischen Heidelbeeren (Schwarzbeeren) hergestellt werden. Die Nocken werden in der Pfanne mit Butter goldbraun gebraten. Sie werden am besten frisch und warm serviert. Neben Puderzucker und Vanillesauce passen auch ein Klecks Schlagsahne oder eine Kugel Vanilleeis hervorragend dazu. Der Geschmack ist fruchtig-süß und die Textur außen knusprig und innen weich, was Schwarzbeernocken zu einer beliebten Nachspeise macht.
In der Steiermark wachsen Heidelbeeren in Hülle und Fülle, besonders in den waldreichen Gebieten. Die Verwendung von regionalen und saisonalen Zutaten ist ein zentrales Element der steirischen Küche, und so haben sich die Schwarzbeernocken zu einem typischen Sommergericht entwickelt. Dieses einfache, aber delikate Dessert war besonders bei Bauernfamilien beliebt, da es aus leicht verfügbaren Zutaten hergestellt werden konnte. Die Schwarzbeernocken wurden oft als süße Belohnung nach einem langen Arbeitstag auf den Feldern genossen.
Heidensterz
Heidensterz ist ein herzhaftes Gericht, das hauptsächlich aus Buchweizenmehl besteht. Dieses Gericht wird oft als Beilage zu verschiedenen Fleischgerichten serviert, kann aber auch allein genossen werden. Der Heidensterz hat eine körnige Textur und einen nussigen Geschmack, der durch das Rösten des Buchweizenmehls entsteht. Seine Einfachheit und die sättigende Wirkung machen ihn zu einem beliebten Gericht in der Region.
Der Ursprung des Heidensterz liegt in der bäuerlichen Küche der Steiermark. Buchweizen, auch als „Heidekorn“ bekannt, war ein bedeutendes Grundnahrungsmittel, besonders in Zeiten, in denen Weizen und andere Getreidesorten knapp waren. Buchweizen ist eine anspruchslose Pflanze, die auch auf weniger fruchtbaren Böden gedeiht und schnell wächst. Daher war er in der Steiermark weit verbreitet und spielte eine wichtige Rolle in der Ernährung der ländlichen Bevölkerung.
Die Herstellung von Heidensterz war eine praktische und kostengünstige Methode, um eine nahrhafte und sättigende Mahlzeit zuzubereiten. In der bäuerlichen Tradition wurde der Heidensterz oft zum Frühstück oder Abendessen serviert und war ein fester Bestandteil des täglichen Speiseplans. Durch die einfache Zubereitung und die lange Haltbarkeit des Buchweizens blieb dieses Gericht über Generationen hinweg beliebt und hat sich als kulinarisches Erbe der Steiermark etabliert.
Bei der traditionellen Zubereitung wird das Buchweizenmehl vor der Verwendung in einer trockenen Pfanne bei mittlerer Hitze angeröstet. So entsteht das nussige Aroma. Danach wird aufgekochtes Wasser nach und nach über das Mehl gegossen, das dabei ständig gerührt wird, um die körnige Masse zu erhalten. Diese wird zurück in eine Pfanne mit Schweineschmalz gegeben und bei niedriger bis mittlerer Hitze unter ständigem Rühren weiter erhitzt, bis der Heidensterz die gewünschte Konsistenz erreicht. Er sollte körnig, aber nicht trocken sein.
Er kann als Beilage zu verschiedenen Fleischgerichten, wie Schweinebraten oder Gulasch, serviert werden. Eine Variante des Heidensterz beinhaltet das Hinzufügen von fein gehackten Zwiebeln, die in der Pfanne zusammen mit dem Buchweizenmehl angebraten werden, um zusätzlichen Geschmack zu verleihen. Für eine noch reichhaltigere Version kann man klein gewürfelten Speck anbraten und zum Heidensterz hinzufügen.
Bluttommerl
Bluttommerl ist eine besondere Art der Blutwurst, die in der Steiermark traditionell hergestellt wird. Sie ist bekannt für ihren kräftigen Geschmack und ihre einzigartige Zubereitung. Bluttommerl wird aus Schweineblut, Schweinefleisch, Speck und einer speziellen Gewürzmischung hergestellt. Die Wurst hat eine dunkle, fast schwarze Farbe und eine feste, aber dennoch saftige Konsistenz. Ihr intensives Aroma und der vollmundige Geschmack machen sie zu einer Delikatesse der steirischen Küche.
Bluttommerl wurde besonders in der Schlachtzeit hergestellt, wenn die Bauern ihre Schweine schlachteten, um Vorräte für den Winter anzulegen. Diese Zeit, oft im Herbst, war ein wichtiger Bestandteil des bäuerlichen Kalenders und wurde von der gesamten Dorfgemeinschaft begangen. Blutwurst war eine Möglichkeit, das gesamte Tier zu verwerten, und sie war wegen ihrer Nährstoffdichte und langen Haltbarkeit sehr geschätzt. Bluttommerl wurde sowohl frisch genossen als auch geräuchert, um sie länger haltbar zu machen. Über Generationen hinweg wurden die Rezepte und die Kunst der Blutwurstherstellung weitergegeben, wodurch Bluttommerl zu einem festen Bestandteil der steirischen Küche wurde.