Vaxholm in Schweden ist relativ klein, der Ort hat nicht einmal 5.000 Einwohner. Bekannt ist er durch sein Kastell, das auf jeden Fall eine Reise wert ist. Die Stadt gehört zu Uppland, so der Name der historischen Provinz, die heute in den Verwaltungsbezirk Stockholms län aufgegangen ist. Der zugehörige Küstenstreifen heißt Roslagen. Er beginnt unweit von Stockholms nördlichen Vorstädten und reicht dann über Norrtälje bis nach Öregrund und Östhammar. Reisende schätzen ihn als eine der schönsten Gegenden in Schweden.
Die Lage von Vaxholm
Der Ort liegt auf der Insel Vaxön im Stockholmer Schärengarten. Für die Bewohner der schwedischen Hauptstadt ist er ein beliebtes Ausflugsziel. Hier kreuzen sich die meisten Fährlinien, die das Stockholmer Schärengebiet befahren. Auch Busverbindungen zwischen Stockholm und Vaxholm gibt es. Der staatliche Fährverkehr der Trafikverkets bietet eine kostenlose Überfahrt auf die Nachbarinsel Rindö an. Für die Stockholmer Schären gilt Vaxholm als Hauptstadt, die vor allem verkehrstechnisch bedeutsam ist: Im Personenfährverkehr ist sie der nördliche Knotenpunkt, der die zahllosen Schären miteinander verbindet.
Bezaubernde Kleinstadt
Das Stadtrecht erhielt Vaxholm im Jahr 1652. Bis heute ist es eine gemütliche Kleinstadt geblieben. Es gibt nette kleine Läden, Cafés, Galerien und ein sehr lebendiges Treiben am Hafen, wo die Motor- und vielen Segelboote liegen. Das Sommercafé Hembygdsgårds ist ein kleines Juwel, von hier aus können Besucher die vorbeiziehenden Boote bewundern. Das Hembygdsgårds Café befindet sich des Hafens Norrhamnen im Norden von Vaxholm. Dieser Stadtteil wirkt durch die vielen alten Holzhäuser in verschiedensten Farben sehr bezaubernd. Woher der Name Vaxholm stammt, konnten Forscher noch nicht genau aufklären. Nach einer verbreiteten Theorie könnte er vom schwedischen Wort Vaktsholm abstammen. Dies bedeutet „Wachinsel“.
Die Festung Vaxholm
Das Kastell Vaxholm ist die Hauptattraktion der Stadt. Es wurde einst für die Bewachung Stockholms errichtet und befindet sich auf der Insel Vaxholmen. Der Bau begann im Jahr 1548, eine zusätzlich Verstärkung erhielt die Festung im Jahr 1604. Ihr heutiges Aussehen erhielt sie durch einen vollständigen Umbau bis 1833. Seit 1935 ist sie ein staatliches Baudenkmal. Zuvor erfüllte sie noch eine wichtige Funktion: Ab 1916 gehörte sie zu einer Befestigungslinie von Värmdö über Rindö, Vaxholm, Edholma und Vaxö bis nach Lillskär, die im Ganzen Vaxholmslinie genannt wurde. Die Bewohner Stockholms hatten schon im 15. Jahrhundert erkannt, wie wichtig die Insel Vaxholmen für die strategische Sicherung der Schifffahrtsroute war.
Im frühen 16. Jahrhundert ließ dann Reichsverweser Svante Sture auf Vaxholmen eine erste Feste errichten. Der Schwedenkönig Gustav Wasa ordnete dann 1544 auf dem Reichstag von Västerås einen landesweiten Verteidigungsplan an. Zu diesem gehörte der Ausbau der Festung Vaxholmen, die Stockholm schützen und gleichzeitig Zölle vereinnahmen sollte. Sie war 1548 fertig und bestand noch komplett aus Holz. Ihren Standort hatte König Gustav Wasa persönlich bestimmt. Sein Nachfolger Johann III. ließ das Holzfort umbauen, es bekam einen runden Wehrturm. Ab 1604 erfolgte ein zusätzlicher Ausbau mit Steinen. Im Jahr 1612 musste sich die Befestigung tatsächlich beweisen: Die schwedischen Verteidiger stoppten von hier aus einen dänischen Angriff.
Danach bauten sie das Kastell weiter mit Schutzwällen rund um den Wehrturm aus. Dieser Ausbau setzte sich in den kommenden zwei Jahrhunderten fort. Die militärische Führung Schwedens hatte viele Pläne mit der Festung Vaxholmen, einige von ihnen wurden nur teilweise realisiert. Immer wieder erwiesen sich die Ausbaumaßnahmen als sehr hilfreich, so etwa während der Angriffe durch russische Galeeren im Jahr 1719. Die Schweden konnten diese von ihrer Festung aus zurückschlagen, wobei sie zusätzlich eigene Kriegsschiffe einsetzten.
Nötiger Umbau des Kastells
Im Februar 1808 drangen während des Russisch-Schwedischen Krieges die russischen Truppen nach Finnland vor, das damals politisch zu Schweden gehörte. Die Schweden handelten 1809 mit den Russen den Frieden von Fredrikshamn aus, durch den Russland die Territorien Finnland und Åland erhielt. Die russische Grenze war damit deutlich näher gerückt, was der Festung Vaxholm eine neue strategische Bedeutung verlieh. Daher modernisierten sie die Schweden im Jahr 1833, was einen vollständigen Umbau bedeutete. Erst danach sah sie grundlegend so aus, wie wir sie heute noch besichtigen.
Der verantwortliche Offizier des schwedischen Heeres Carl Fredrik Meijer, selbst ein Baumeister, ließ die alte Befestigungsanlage mit dem Turm vollständig abreißen und an dieser Stelle eine komplett neue Anlage errichten. Ihr damals sehr modernes System stammte von den französischen Ingenieuren Marc René Montalbert und Lazare Carnot. Auch an der Festung Karlsborg orientierte sich Meijer, an dieser hatte er mitgewirkt. Die zentralen Elemente des Befestigungssystems waren ein neuer Turm mit fünf Etagen und mehrgeschossige Bauten mit Kanonen in beschusssicheren Kasematten. Das Mauerwerk war 2,20 m dick.
Der Turm war in die nördliche Linie aus länglichen Gebäuden eingebaut, die Angreifern von der See aus kaum Beschussfläche bot. Die Gebäude dienten 1.200 Soldaten als Kaserne, die damit sehr schnell ihre Gefechtsposition einnehmen konnten. Meijer verlieh der Anlage auch seine eigene architektonische Handschrift: So gehört der Wehrturm stilistisch zum Neuklassizismus. Genauso hatte Meijer schon in Karlsborg gebaut.
Veränderungen nach 1863
Zwar hat sich am Vaxholm seit 1863 nichts mehr grundlegend verändert, doch es gab in den Jahren danach noch kleinere Anpassungen. Mit der Fertigstellung befanden sich Außenanlagen rings um den Turm, die teilweise als Redoute ausgeführt waren. Dies entsprach damals dem schwedischen Verteidigungskonzept, das beispielsweise bei einem ähnlichen Kastell auf der Insel Rindö so umgesetzt worden war.
Diese Bauten hielten aber der inzwischen moderner gewordenen Artillerie nicht mehr stand. Im Jahr 1872 ließen die Schweden im Selbstversuch ein eigenes Panzerboot neuartige Munition gegen die Außenanlagen und Festungsmauern schießen: Die Projektile durchschlugen diese. Ein Teil der Außenanlagen wurde daher wieder abgerissen, auch um die Fahrtroute vor dem Kastell zu verbreitern. Dafür baute das schwedische Militär noch die zusätzliche Festung Oskar-Fredriksborg entlang der neu entstandenen Fahrtroute auf.
Weitere Nutzungen der Festung Vaxholm
Über ihre militärische und zolltechnische Bedeutung hinaus war die Festung auch eine Zwischenstation des optischen Telegrafen zwischen dem Schloss Stockholm und Söderarm. Das heutige Museum zeigt einen Teil der damaligen Steuerung, mit welcher der Entwickler Abraham Niclas Edelcrantz seinen optischen Telegrafen manövriert hatte. Auch als Gefängnis wurde das Kastell vom frühen 18. bis zum späten 19. Jahrhundert genutzt. Prominente Gefangene waren der General Georg Carl von Döbeln und der Schriftsteller Magnus Jacob Crusenstolpe.
Für den Film Taka-Tuka-Land mit seiner Hauptprotagonistin Pippi Langstrumpf diente die Festung als Kulisse. Sie war die Seeräuberburg, in welcher die Piraten Pippis Vater gefangen hielten. Heute beherbergt das Kastell Vaxholm ein Museum mit Ausstellungen zum Leben der Festungssoldaten, zu Schwedens Küstenverteidigung, zum Gefängnis und zur Rolle der Festung im Zweiten Weltkrieg. Die Familie Himmelstrand wohnt im Kastell.